Ben79’s review published on Letterboxd:
Das Biopic House of Gucci von Ridley Scott verwendet viel Zeit darauf die Beziehung zwischen Patrizia (Lady Gaga) und Maurizio Gucci (Adam Driver) einzuführen und die komplexen Verhältnisse innerhalb der Gucci-Familie darzustellen. Dabei schwelgt der Film in schönen Bildern und setzt vor allem Anzüge, Autos und italienische Landschaften wunderschön in Szene.
Doch diese Zeit fehlt dem Film am Ende, wenn er nach dem tödlichen Attentat auf Maurizio Gucci gleich zur Verurteilung seiner Ex-Frau springt, ohne nur eine Sekunde auf die Aufklärung des Verbrechens oder die moralische Auseinandersetzung der Auftraggeberin mit ihrer Tat zu verschwenden. Dabei hätte mich dieser Teil vielleicht sogar mehr interessiert als die zuvor dargestellte Beziehungskiste und das High Life der Reichen und Schönen.
Trotzdem profitiert House of Gucci natürlich von seinem großartigen Cast um Gaga, Driver, Al Pacino, Jeremy Irons und Jared Leto, die allesamt eine hervorragende Leistung abrufen. Zudem sind Kostüme, Ausstattung und Masken wirklich großartig anzusehen. Vor allem Leto ist als Paolo Gucci kaum wiederzuerkennen und wirklich glaubhaft "verwandelt".
Tonal schwankt der Film allerdings oft zwischen überzeichneter Persiflage und ernstem Drama und hat mich am Ende ratlos zurückgelassen, welchen Film Scott da nun eigentlich machen wollte.
Damit ist House of Gucci auf keinen Fall ein schlechter Film, hätte im einem Teil seiner zweieinhalbstündigen Laufzeit nur gerne noch einen anderen Fokus setzen können, statt sich ganz auf die Darstellung des Lebens der superreichen Gucci-Familie zu konzentrieren. Trotzdem kann man den Film, in erster Linie aufgrund der schauspielerischen Leistungen, schon genießen, auch wenn man, wie ich, keinen Bezug zu Edel-Modemarken hat.