Lamb

Lamb

Der Autor ist tot, lang lebe A24.

Nagisa Oshima hat diesen Film 1986 bereits einmal gedreht und ihn viel besser inszeniert, nämlich als Komödie. Natürlich interessieren MAX MON AMOUR gänzlich andere Themen als LAMB, die Prämisse ist jedoch gleich. Ein menschenähnliches Tier wird von einer Familie aufgenommen. LAMB will wohl eher ein Horrorfilm sein, verliert sich aber in denselben ästhetischen Gebärden, die man schon in dutzenden A24-Filmen davor gesehen haben. Das erzählerische Format dieser Filmfabrik, die die Marvel-Formel (immer gleicher Stil, immer gleiche Erzählformen) auf Arthouse-Produktionen anwendet, behindert hierbei massiv die durchaus ambitionierte Vision des Autoren.

LAMB möchte uns vom Konflikt zwischen Tier und Mensch erzählen, uns aktivieren, um darüber zu reflektieren, wieso es in Ordnung ist, Tiere für unsere eigenen Interessen heranzuzüchten und sie zu vernichten, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben. Warum schlachtet der Eine das Lamm und warum hält es der Andere als Haustier? Gleichzeitig schwebt über der Geschichte ein Familien-Trauma, ein Verlust, der durch das Lammkind Ada wie durch göttliche Intervention gekittet wird. Es ist jedoch der Mensch, der von der Natur nimmt und stiehlt, projiziert und zur selben Zeit ver- und entmenschlicht. Am Ende schlägt die Natur zurück.
Leider will der dramaturgische Mörtel das alles partout nicht zusammenhalten. Das Material haftet nicht. Der studioeigene Stil schlachtet die Substanz ab und hält sie künstlich am Leben. Der Film fühlt sich blutleer an, weil er es ist. Diese Schwerfälligkeit kann man leicht mit Anspruch verwechseln.

Warum sonst wählt man diese triste Inszenierung? Weil Island trist ist? Weil das Leben als Bauer trist ist? Oder das Familienleben...?

Es gibt ein Bild in LAMB, in dem ein Traktor vor einem Hügelchen steht, doch der geschundene Motor macht nicht mehr mit und kapituliert vor der Steigung. So fühlt sich LAMB die meiste Zeit über an. Schade.

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