zauberknochen’s review published on Letterboxd:
MALIGNANT ist der absurdeste Horrorfilm, den ich im Mainstream-Bereich in den letzten Jahren gesehen habe. Ein Film den definitiv nicht jeder mögen wird, der zumindest im ausgelutschten Mainstream-Horror aber durchaus eine sehr erfrischende Abwechslung ist. Je länger MALIGNANT geht, desto abgefahrener wird der Film, desto brutaler wird er und desto mehr bewegt er sich auf einen befremdlichen, schmalen Grat zwischen lächerlich und so durch, dass es schon wieder gut ist. Was James Wan hier abliefert, erwarte ich heutzutage eigentlich eher bei einem kleinen no-Budget-Festivalfilm und nicht unbedingt bei einer Warner-Großproduktion und genau das ist für mich die positive Überraschung.
Was mich tatsächlich am meisten überraschte war, dass ich relativ lange im dunkeln tappte und die Puzzleteile irgendwie so gar nicht zusammensetzen konnte. Dauernd passiert hier irgendwas anderes, es gibt zahlreiche unterschiedliche Szenen und Figuren und James Wan trägt alles in einem extrem flotten Tempo vor. Dabei ist MALIGNANT dann nicht gerade sonderlicht tiefgängig, hat keinen doppelten Boden, sondern genießt es einfach mal, aus purer Lust und Freude ein (extrem blutiger) Horrorfilm mit viel Budget zu sein. Ich hatte den ganzen Film über den Eindruck, MALIGNANT ist James Wan in Reinform, der mit diesem Film nichts mehr beweisen will und muss, sondern es einfach macht, weil er es kann.
Für einen vermeintlich großen Mainstream-Horrorfilm wagt Wan hier ganz schön viel und mutet dem Publikum durchaus einmal eine ganz andere Art von Horror zu. Sichtbarer R-Rated-Horror, der sich nicht übertrieben ernst nimmt, sondern einfach nur Spaß an seinen durchgeknallten Ideen und dem eigenen Genre hat. MALIGNANT ist deutlich spezieller und experimenteller als INSIDIOUS oder CONJURING, ein Experiment, das zwar hier und da auch wirklich wie ein Experiment wirkt und gerade dadurch eben wirklich nicht jeden Geschmack treffen wird. Ich mochte diese experimentellere Herangehensweise allerdings sehr gerne und gestehe dem Film ein, dass er womöglich die irrwitzig überraschendste Szene des Jahres beinhaltet, für die allein sich der Kinobesuch schon gelohnt hat!